Sonntag, 17. Oktober 2010

Herbstabend

P1010056

Herbstabende voll weicher Helligkeit
Mit ihrem rührend rätselhaften Zauber...
Ein böser Glanz, der Bäume buntes Kleid,
Purpurner Blätter matt und leicht Geplauder;
Die Bläue ist so neblig, still und kühl,
Worunter die verwaiste Erde trauert,

Und - wie der nahen Stürme Vorgefühl
Bisweil ein Windstoß jäh, der uns durchschauert;
Erschöpfung, Niedergang, doch überall
Das Lächeln sanft des Welkens und des Scheidens,
Das wir in des Verstandes Widerhall
Erkannt als die erhabne Scham des Leidens.

Tjuttschew, Fjodor Iwanowitsch (1803-1873)

1 Kommentar:

linnea hat gesagt…

vielen dank für den text; ich sammle herbstgedichte so ein wenig und das hier kannte ich noch nicht.
linnea